VEREINSGESCHICHTE

HISTORIE des SV 1927 Nütterden bis heute

Wie alles begann – Gründerjahre

Seit vielen Jahren schon wurde in den Ortschaften Kranenburg und Donsbrüggen der Fußballsport organisiert betrieben und auch andere Ortschaften machten sich auf, durch die Gründung eigener Vereine sich dieser Bewegung anzuschließen. Auch in Nütterden kamen im Frühjahr des Jahres 1927 interessierte Fußballanhänger auf den Gedanken, einen Verein zu gründen. Die Befragung der jüngeren Männer der Ortschaft ergab, dass großes Interesse vorhanden war. In der Gaststätte Vinck wurde am 27. März 1927 eine Versammlung für alle “fußballbegeisterten Männer” einberufen. Das Grün-dungsprotokoll fasst die Versammlung folgendermaßen zusammen:

“Der provisorische Vorstand unter der Leitung des Herrn Engelbert Kersten eröffnete um 11.00 Uhr morgens die Versammlung. Es hatte sich eine stattliche Anzahl junger Leute zusammengefunden, um auch in Nütterden den Sportgedanken zum Ausdruck zu bringen. Nachdem Herr Kersten eine kleine Ansprache gehalten hatte, wurde es lebendig. Es meldeten sich sofort 33 junge Leute zwecks Eintragung. Nachdem die Namen der einzelnen Leute festgestellt waren, ging man zur Wahl des Vorstandes über. Selbiger wurde einstimmig wir folgt zusammengesetzt:

1. Vorsitzender Engelbert Kersten
Schriftführer Peter Krumm
Kassierer Bernhard Dercks
Spielführer und Gerätewart Johann Derieth
2. Vorsitzender und Obmann Albert Flintrop
Pressewart Wilhelm Vinck
Kassenrevisoren Johann Vinck und Josef Arntz
Platzordner Theodor Evers

Desweiteren wurde der Verein auf “Adler 1927 Nütterden” getauft mit Anschluß an die “Deutsche Jungend Kraft” (DJK). Als Vereinsfarbe entschied man sich für Schwarz-Weiß mit einem Adler im Wappen.”

Zum Spielbetrieb angemeldet wurde für die Saison 1927/28 zunächst eine Mannschaft, und zwar in der “Deutschen Jugendkraft” (DJK), die den Sportgedanken in katholischen Vereinen verbreitete. Die Deutsche Jugendkraft organisierte durch Vertrag mit dem Westdeutschen Spielverband (WSV) als regionalen Vertreter des DFB für ihre DJK-Vereine im Bezirk Kleve-Geldern die Meisterschaftsspiele in eigenen Gruppen, die bewusst klein gehalten wurden. Gespielt wurde regional in der “B-Klasse”, der “A-Klasse” und der “Gauklasse”. Gegner der DJK Adler Nütterden waren in den Jahren der Zugehörigkeit zur Deutschen Jugendkraft u.a. die Vereine DJK “Hermannia” Kellen, DJK “Treudeutsch” Griethausen-Brienen, DJK “Elmar” Donsbrüggen, DJK “Lohengrin” Kleve, DJK “Roland” Kevelaer, DJK “Rheinwacht” Huisberden und “Spiel und Sport Rindern”. Die Fußballbegeisterung war jedoch so groß, dass man sich schnell zur Anmeldung einer zweiten Mannschaft
entschloss. Als Starthilfe für Trikots und Bälle bekam der junge Verein von der KAB 100,- Mark gestiftet, was zur damaligen Zeit enorm viel Geld war.
Als Vereinslokal wurde die Gaststätte Wilhelm Vinck ausgewählt. Dies geschah nicht ohne Hintergedanken, denn Wilhelm Vinck, selbst Mitglied des Vorstandes, stellte der DJK Adler ein Gelände an der B 9 für einen Sportplatz zur Verfügung. Dies war für den Verein von entscheidender Bedeutung. Innerhalb kürzester Zeit war man nicht nur in der Lage, zwei Mannschaften für den geregelten Spielbetrieb zu stellen, sondern man schuf sich auch die Möglichkeit, Heimspiele auszutagen. Zur Vorbereitung der ersten Spielsaison wurden einigen Freundschaftsspiele ausgetragen.
In den angrenzenden Ortschaften Kranenburg und Donsbrüggen wurde schon seit mehreren Jahren Fußball im Verein gespielt und natürlich gab es dort auch Spieler aus Nütterden, die in Ermangelung eines Vereins in Nütterden dort ihrem Hobby nachgingen. Diesen erfahrenen Spielern aus dem eigenen Ort galten die Bemühungen des Vorstandes noch vor Beginn der ersten Saison und es gelang, aus Donsbrüggen die Spieler Theo Jansen und Ernst Gertzen und aus Kranenburg Johann Daams und die Gebrüder Vinck zum Wechsel zu bewegen. Dies stellte eine wesentliche sportliche Verstärkung der beiden noch unerfahrenen Mannschaften der DJK Adler dar.
In Nütterden herrschte große Euphorie. Die erste Meisterschaftssaison hatte begonnen. Gespielt wurde in der B-Klasse. Zu Auswärtsspielen in der näheren Umgebung musste man natürlich zu Fuß gehen. Weiter entfernt gelegene Gegner erreichte man mittels landwirtschaftlicher Transportfahrzeuge. Diejenigen, die in der glücklichen Lage eines vollgummibereiften Fahrrades waren, nutzten dieses als Fortbewegungsmittel.
Als Problem stellte es sich alsbald heraus, dass bei Heimspielen die Zuschauer sich das Eintrittsgeld sparten und die damals noch sehr schwach befahrene Bundesstraße zum Verfolgen der Spiele nutzten. Dies kostete den Verein die dringend benötigten Gelder, die zur Durchführung des Spielbetriebes benötigt wurden, denn Sponsoren gab es in der wirtschaftlich schwierigen Zeit Ende der Zwaniger kaum. Man entschied sich, entlang der Straßenfront eine Sackleinenbespannung zu errichten. Dies hatte zwar den gewünschten Erfolg; die ersten Platzeinnahmen konnten verbucht werden. Doch die Einflüsse der Witterung auf das unbeständige Material machten eine andere Lösung erforderlich. Wieder war es der Vereinswirt Wilhelm Vinck, der dem Verein das Material für einen Bretterzaun stiftete, welcher vom Schreiner Peter Berns errichtet wurde. Die Platzanlage des noch jungen Vereins nahm innerhalb kurzer Zeit ansehnliche Formen an.
Als weiteres Problem in der wirtschaftlich schwierigen Zeit zeigte sich das Eintreiben der Beiträge bei den Mitgliedern. Die Arbeitslosigkeit im Deutschland der damaligen Zeit war besonders hoch, Geld kaum vorhanden. Die Menschen hatten es schwer, ihre Familien durchzubringen. Noch schwerer fiel somit das Zahlen von Geld für einen Verein. Umso höher muss der Idealismus angesehen werden, der die Menschen dazu bewog, sich trotzdem zum neuen Verein zu bekennen.
Sportlich lief es im ersten Sportjahr für die DJK Adler sehr gut. Die Reservemannschaft schlug sich wacker und die erste Mannschaft konnte auf Anhieb die Meisterschaft und damit den Aufstieg in die A-Klasse erringen. Die Begeisterung war folglich riesengroß. Besonders der Jugend der Ortschaft Nütterden gefiel das Fußballspiel so sehr, dass schon für die Saison 1928/29 eine Jugendmannschaft gestellt werden konnte. Dies war der Beginn der Jugendarbeit, auf die der Verein seit dieser Zeit so besonderen Wert legt. Jugendobmann der ersten Stunde war Johann Daams. Er formte die Jugendabteilung zu einer spielstarken Gemeinschaft, die dann im Jahre 1931 erstmals die Meisterschaft erringen konnte.
Die Saison 1928/29 entwickelte sich für die 1. Mannschaft erneut zu einem Freudenjahr. In der A-Klasse errang der Neuling auf Anhieb die Meisterschaft und stieg in die Gauklasse auf. Und auch dort ging die starke Mannschaft ohne Respekt zu Werke und errang die Meisterschaft in der Saison 1929/30. Man war auf dem Sprung in die nächsthöhere Klasse, die Bezirksklasse. Diese war aber nur über ein Entscheidungsspiel gegen Viesen zu erreichen. Allen Beteiligten war die Bedeutung des Spieles bewusst, denn bei Erreichen der Bezirksklasse hätte man es mit so namhaften Gegener wie z.B. VfB Lohengrin Kleve zu tun. Nur ein Sieg konnte die DJK Adler Nütterden weiterbringen. Leider endete das Spiel 2:2 Unentschieden. Der nochmalige Aufstieg war dahin.

Die “wilden” Dreißiger

Trotz aller Begeisterung über die sportlichen Erfolge gab es vor dem Entscheidungsspiel schon erste Spannungen und Unstimmigkeiten mit dem DJK-Verband. Diesem behagte der stetige Aufstieg der Adler-Truppe nicht. Sollten namhafte Mannschaften der damaligen Liga etwa bei einem Dorfverein wie Nütterden antreten müssen? Diese Vorstellung fiel den Herren des Verbandes sehr schwer.
Das war Anlass genug, eine Mitgliederversammlung einzuberufen. Ein Riss ging durch die Gemeinschaft der Adler-Truppe. Mitglieder und Vorstand fühlten sich aufgrund der Einstellung des Verbandes verschaukelt. Nach heftigen Diskussionen beschloss man in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 20.12.1931, den Verein aufzulösen.

Zum Glück gab es jedoch auch besonnene Mitglieder, die mit der Auflösung des Vereins nicht einverstanden waren und nach einer anderen Lösung suchten. Wenige Stunden nach der Auflösung wurde eine erneute Versammlung einberufen. Es wurde die Neugründung des Vereins unter dem Namen “SV 1927 Nütterden” beschlossen. Gleichzeitig beschloss die Versammlung die Abmeldung aus der Deutschen-Jugend-Kraft und die Anmeldung im Westdeutschen Fußball Verband (WFV).
Sportlich hatte der Neubeginn natürlich Folgen. Der Verein musste den Spielbetrieb in der untersten Spielklasse, der C-Klasse, wieder aufnehmen. Mit Beginn der Saison 1930/31 verstummten die Diskussionen über die Richtigkeit der Ereignisse und die Mannschaften traten in unveränderter Form in den neuen Spielklassen an.
Es folgte der Aufstieg der 1. Mannschaft in die B-Klasse. Und auch in der darauffolgenden Saison 1931/32 konnte die 1. Mannschaft mit den ersten Verstärkungen aus der vereinseigenen Jugendabteilung den Aufstieg in die A-Klasse realisieren. Ab der Saison 1932/33 befand man sich
wieder im Kreise namhafter Vereine wie z.B. Kamp-Lintfort, Giesenkirchen oder Lüttingen. Auswärtsspiele waren mit dem Fahrrad oder landschaftlichen Fahrzeugen nicht mehr zu machen. Hier bediente man sich eines Omnibusses von “Scheng” Dercks aus Kranenburg. Dieser Bus, im Volksmund “Silbervogel” genannt, sollte bis zur Einstellung des Spielbetriebes Ende der Saison 1938/39 die Spieler des SV 1927 Nütterden zu den weiter entfernteren Auswärtsspielen begleiten.
Die Organisation des Spielbetriebes unterschied sich zur damaligen Zeit erheblich von heute. Ersatzspieler gab es nicht. Es konnten immer nur 11 Spieler zum Einsatz kommen. Verletzte sich keiner, spielte am kommenden Sonntag genau die selbe Mannschaft wieder. Einen Trainer gab es nicht. Manchmal spielte wochentags die 1. gegen die 2. Mannschaft, um das Zusammenspiel zu fördern. Schiedsrichter wurden von den Vereinen selber,
nicht vom Verband gestellt. Man musste schon ein echter Fußballidealist sein, um die eigene Mannschaft zu pfeifen und trotzdem neutral zu sein. Das Schiedsrichteramt beim SV führte zur damaligen Zeit Johann Vinck aus.
Auch wenn Anfang der Dreißiger der Fußballsport das Aushängeschild des SV Nütterden war, es gab auch noch eine Leichtathletik-Abteilung. Die Leichtathleten wurden hauptsächlich in der Fußball-Sommerpause aktiv. Als besonders gute Leichtathleten galten zur damaligen Zeit in den Laufwettbewerben auf den Kurzstrecken Gerd Arns und Willi Lemmens, auf den Mittelstrecken Alois Vinck und auf den Langstrecken Johann Arntz und Johann Kersten.
Besonderen Wert legten die Mitglieder auf die Kameradschaft. Hierzu zählten u.a. gemeinsame Aktivitäten bei Karnevalsumzügen und Ausflüge in den nahen Reichswald.
Nach den turbulenten und sportlich so erfolgeichen Anfangsjahren zogen 1935/36 die ersten dunklen Kriegswolken über Deutschland. Von den Folgen dieser erschreckenden Entwicklung blieben auch die Sportvereine nicht verschont. Im letzten Vorkriegsspieljahr 1938/39 konnte der Spielbetrieb nur noch improvisiert werden, da immer mehr Aktive und auch andere Kameraden zum Wehrdienst herangezogen wurden. Der Kriegsbeginn im September 1939 brachte dann das Ende für alle Sportarten.

Bittere Kriegsjahre

In der Zeit von 1939 bis 1945 gab es keine Möglichkeit einer sportlichen Betätigung im Verein. Es war Krieg! Im Jahre 1940 trafen die ersten Meldungen über Gefallene in Nütterden ein. In den Folgejahren waren Tieffliegerangriffe am unteren Niederrhein an der Tagesordnung. Diese brachten durch Bombenabwürfe und Bordwaffenbeschuss Tod, Schrecken und Zerstörung ins Land. Der eigentliche Krieg jedoch kam für die Ortschaft Nütterden erst ab dem 17. September 1944, dem Tag der Luftlandung zwischen Groesbeek und Zyfflich. Am 10. Oktober 1944 erhielt Nütterden den Räumungsbefehl. Die Einwohner mussten durch Evakuierung dem Krieg entfliehen und ihre Heimat verlassen. Auch Nütterden wurde, direkt an der B 9 als wichtige Verkehrsader der Alliierten gelegen, plötzlich zum Frontgebiet. Im Frühjahr 1945 wurde Nütterden von den aliierten Truppen überrollt und entkam nur durch Zufall der vollständigen Vernichtung. Nebel verhinderte den Einsatz der Bomber.
111 Männer aus Nütterden kamen nicht mehr aus dem Krieg in ihre Heimat zurück (89 Gefallene, 22 Vermisste). Viele von ihnen waren treue Mitglieder des SV 1927 Nütterden e.V. Ihre Namen sind in einer Ehrentafel festgehalten, die der Verein in den Fünfziger Jahren erstellen ließ.

Schwieriger Neuanfang

Das Ende des Krieges war nicht gleichzeitig mit einem Neuanfang auf der Ebene des Sports verbunden. Die Vereine hatten größte Schwierigkeiten, ihren Spielbetrieb wieder in Gang zu bringen. Zunächst hatte die Bevölkerung andere Sorgen, als sich dem Fußballspielen hinzugeben. Der Krieg hatte viel Leid und Not ins Land gebracht. Viele Familien hatten den Verlust von Angehörigen zu beklagen, viele waren obdachlos. Nahrungsmittel und Kleidung waren in den ersten Nachkriegsjahren knapp. Wen wunderte es, dass da die Sorge der Bevölkerung und auch der Vereinsmitglieder und Spieler zunächst ihren Familien und der Bestreitung des Lebensunterhaltes galt.
Trotz vieler Verluste, die auch der SV Nütterden zu beklagen hatte, war natürlich der Wunsch nach gemeinschaftlichem Vereinsleben und sportlicher Betätigung weiterhin in den Köpfen der Mitglieder und Spieler vorhanden. Einige von ihnen fühlten sich berufen, den Verein wiederzubeleben. Schließlich war man froh, den Krieg und den Nationalsozialismus überstanden und eine neue Zeit vor sich zu haben. Und so gelang es unter großen Schwierigkeiten im Jahre 1947, das Vereinsleben wieder in Gang zu bringen. Motivation hierfür war sicher die zeitgleiche Wiedererstehung anderer Vereine und ein Fusionsangebot des Nachbarvereins SV 06 Donsbrüggen.
Am 13.4.1947 wurde unter Vorsitz von Johann Tripp ein vorläufiger Vorstand gewählt. Die erste General-versammlung, gleichzeitig Wiedergründungs-versammlung, wurde am 10.5.1947 abgehalten. Zur Aufnahme des Spielbetriebes war neben einer Genehmigung durch die Aliierten auch eine Platzanlage erforderlich. Schließlich gelang es, von dem noch in Kriegsgefangenschaft befindlichen Gerhard Kersten über dessen briefliche Zustimmung ein Gelände an der B 9 zu
pachten. Mit viel Idealismus und Improvisation wurde ein Platz hergerichtet, der zwar ohne Komfort und mit heutigen Plätzen nicht vergleichbar war, der aber das Austragen von Spielen ermöglichte. Die Tore waren selbst gezimmert und der einzige Ball stammte von einem Vereinsmitglied, der diesen aus seiner englischen Kriegsgefangenschaft mitgebracht hatte. Für einen Zentner
Weizen wurden auf dem Schwarzmarkt 14 Paar Schuhe organisiert. Mit einem Darlehen aus Totogeldern des Kreisverbandes wurde für die Saison 1948/49 eine wegen der Sicherheit auf der Bundesstraße notwendige Bretterwand und eine Innenumzäunung erstellt. Die Militärregierung erteilte schließlich die notwendige Genehmigung für die Durchführung des Vereinslebens und so konnte der erste Nachkriegsfußball gestartet werden.
Begonnen wurde in der 2. Kreisklasse. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fand sich die 1. Mannschaft schnell zurecht und beendete die erste Nachkriegssaison mit dem 1. Platz und dem Aufstieg in die 1. Kreisklasse.

Die Fünfziger -eine Mannschaft wird geformt

In den Folgejahren wurden die sportliche Bemühungen unterschiedlich belohnt. Mehrmals stieg man ab und auch wieder auf. An dieser Stelle sein erwähnt, unter welchen schweren Umständen die Spiele durchgeführt wurden. Als Trikots dienten Unterhemden. Zu Auswärtsspielen in der näheren Umgebung gelangten Spieler und Fans mit vollgummibereiften Fahrrädern, später Dank der Vereinsmitglieder Theodor Derks und Theodor Mülder

mit einem per Holzvergaser betriebenen Lkw. Es erforderte schon etlichen sportlichen Idealismus, um unter solchen Umständen den geregelten Spielbetrieb aufrechtzuerhalten.
Trotz aller positiven Entwicklungen in den ersten Nachkriegsjahren hatte der Verein aber auch mit negativen Erscheinungen zu kämpfen, vor denen wohl kein Verein verschont bleibt. Im Jahre 1952 kriselte es in der Vereinsführung des SV Nütterden. Unstimmigkeiten zwischen den Vereinsoberen schlugen sich auch auf die Mannschaften nieder und führten schließlich dazu, dass einige Spieler den Verein verließen und zu anderen Vereinen abwanderten. Doch auch diese Schwierigkeiten wurden gemeistert.
Neben den schwierigen Ereignissen der damaligen Zeit gab es auch erfreuliche Entwicklungen. Dazu gehörte die vereinseigene Theaterabteilung. In den Jahren 1949 bis 1953 erfreuten Vereinsmitglieder das heimische Publikum mit Lustspielen, die mit hohem Zeitaufwand einstudiert und vor meist ausverkauftem Hause vorgestellt wurden. Der Zuspruch war so groß, dass die Vorstellungen mehrfach wiederholt werden mussten.

Auch in dieser Zeit verfügte der Verein über eine Gesangsgruppe, die zu vereinseigenen Zwecken für Unterhaltung sorgte. Geleitet wurde die Gruppe vom damaligen Lehrer Bungert. Nach dessen Versetzung im Jahre 1953 wurde die Gesangsgruppe aufgelöst.

Aber auch sportlich war kein Stillstand zu verzeichnen. Durch eine neue Gruppeneinteilung dazu gezwungen, wieder in der 2. Kreisklasse zu spielen, schaffte die 1. Mannschaft noch in der Saison 1952/53 über ein Entscheidungsspiel in Niedermörmter, welches übrigens 0:0 Unentschieden endete, den Wiederaufstieg in die 1. Kreisklasse. Von nun an ging es stetig bergauf.
Die Wahl von Paul Beem zum Vorsitzenden und Hans Flintrop zum Geschäftsführer führten zu einer radikalen Verjüngung des Vorstandes, was sich positiv auf das gesamte Vereinsleben auswirkte. Gleichzeitig stellten sich erstaunliche sportliche Erfolge ein. In der Saison 1953/54 schaffte man zunächst den Klassenerhalt, in den Folgejahren mischte man in der 1. Kreisklasse munter in der Spitze mit, sodass die Bezirksklasse mehrmals greifbar nahe war. Dieser sportliche Höhepunkt in der damaligen Vereinsgeschichte stellte sich in der Saison 1959/60 ein. Unter der Leitung von Trainer Hermann Erkens marschierte die 1. Mannschaft mit nur 3 Verlustpunkten souverän in die Bezirksklasse. Es folgte ein sportlicher Höhenflug, der bis zum heutigen Tage nicht wiederholt werden konnte.

Die Sechziger – Aufstieg und Fall

Waren das Zeiten, als sich namhafte Vereine in Nütterden zur Bezirksliga-Meisterschaftsspielen vorstellen durften. Gerne erinnert man sich in Nütterden an die Zugehörigkeit an diese Spielklasse zurück. Der Zuschauerzuspruch war immens. Es wurde hervorragender Sport geboten. Die Zugehörigkeit zur Bezirksliga in den Sechzigern gehört sicherlich sportlich gesehen zur Glanzzeit des Vereins.

Beendet wurde diese sportliche Glanzzeit Nütterdener Vereinsgeschichte durch die wohl tiefste Vereinskrise, die der Verein je erleben musste. In einem Meisterschaftsspiel der 1. Mannschaft gegen den SV 06 Donsbrüggen ereignete sich am 6.3.1966 ein tragischer Unfall, bei dem sich der Spieler Johann Boskamp schwere Kopfverletzungen zuzog, an denen er am 31.5.1966 verstarb. Der Verein fiel in ein tiefes Loch. Wie sinnlos schien doch plötzlich alles zu sein, was mit dem Verein und dem Fußball zu tun hatte angesichts der Auswirkungen, die dieses tragische Ereignis auf den Betroffenen, seine Angehörigen und alle Beteiligten hatte.
Von den Ereignissen gezeichnet, verabschiedete sich der SV Nütterden in der Saison 1966/67 still und heimlich aus der Berzirksklasse und stieg in die 1. Kreisklasse ab. Ausgerechnet im Jahre des 40. Vereinsjubiläums und der Einweihung der neuen Platzanlage am Haferkamp im Jahre 1967 hatte der SV seine wohl schwerste Zeit zu überstehen. Sportlich sollte es aber noch weiter bergab gehen. Nach siebenjähriger Zugehörigkeit zur Bezirksklasse und dem Abstieg in die 1. Kreisklasse versuchte man, durch die Neuformierung einer jungen Mannschaft den Wideraufstieg zu schaffen. Doch wohl noch unter dem Einfluss der tragischen Ereignisse stieg die 1. Mannschaft des SV Nütterden im Jahre 1969 in die 2. Kreisklasse ab. Jetzt war auch der sportliche Tiefpunkt erreicht.

Die Siebziger – Wiederauferstehung und ein Platzhaus

Durch erhebliche Verstärkung aus der eigenen Jugend gelang beiden Seniorenmannschaften in der Saison 1971/72 der Aufstieg. Der SV Nütterden hatte sein Tief überwunden und durch die hervorragende Jugendarbeit mit eigenen Spielern zu alter Spielstärke zurückgefunden.
Besonders beeindruckend war der Durchmarsch der 1. Mannschaft, die unter der Führung von Trainer Werner Hommers ohne Niederlage in die 1. Kreisklasse zurückkehrte. Die Reservemannschaft verzichtete zunächst auf den Aufstieg in die 2. Kreisklasse, da der Unterbau noch fehlte. Hieran hatte der Verein in den Folgejahren noch zu arbeiten.
Im Jahre 1972 konnte endlich das lange ersehnte Platzhaus am Haferkamp bezogen werden. Endlich hatte der SV ein eigenes Domizil und war nicht mehr auf die Umkleideräume im Hause des Vereinswirtes und in der Schule angewiesen. Sicherlich eine weitere Verbesserung der bescheidenen Verhältnisse, nachdem man im Jahre 1969 eine Flutlichtanlage in Betrieb genommen hatte.
Durch ständige Verstärkungen aus dem Jugendbereich gelang auch der Reservemannschaft schließlich in der Saison 1975/76 der Aufstieg in die 2. Kreisklasse, wo man sich bis zum Jahre 1979 behaupten konnte. Die 1. Mannschaft etablierte sich in dieser Zeit in der 1. Kreisklasse und konnte immer wieder gute Plazierungen erringen.

Die Achtziger – sportlich stark und endlich ein Rasenplatz

Eine sehr erfreuliche Tendenz machte sich Ende der Siebziger bemerkbar: immer mehr Seniorenspieler. In der Saison 1981/82 war der SV Nütterden in der Lage, drei Seniorenmannschaften zu melden. Sportlich ging es nun beachtlich bergauf. Zunächst schaffte die 2. Mannschaft souverän den Aufstieg in die 2. Kreisklasse. In der Saison 1982/83 gelang dann der 1. Mannschaft unter Trainer Ernst Spettmann der Aufstieg in die Bezirksklasse. Erinnerungen an alte Zeiten wurden wach, in denen den Zuschauern toller Fußballsport geboten wurde. Neben der Meisterschaft in der Gruppe Nord errang die 1. Mannschaft in dieser Saison auch die Kreismeisterschaft in einem Entscheidungsspiel gegen den Meister der Gruppe Süd, Concordia Goch. Der SV Nütterden stellte im Fußballkreis wieder eine Größe dar. Begleitet wurde dieser Erfolg von einem besonders erfreulichen Abschneiden der 2. Mannschaft in der 2. Kreisklasse.

Leider konnte sich die 1. Mannschaft nicht in der Bezirksklasse halten. Mit zum Teil beeindruckenden Spielen wusste die Mannschaft das heimische Publikum zu begeistern. Letztendlich reichte es jedoch nicht zum Klassenerhalt in der Bezirksliga. Hier muss aber auch erwähnt werden, dass neben sportlichen Gründen auch mangelndes Glück beim Abstieg eine Rolle spielte.
In den Folgejahren spielte der SV Nütterden eine führende Rolle in der Kreisliga A (zuvor 1. Kreisklasse). Hiervon zeugen diverse Teilnahmen am Diebels Alt-Pokal-Endturnier, an denen nur die offensivsten (und oft auch erfolgreichsten) Mannschaften teilnehmen durften.

Im Jahre 1988 bekam der SV Nütterden endlich den lange ersehnten Rasenplatz. Wer einmal auf Asche gespielt hat, der weiß die Vorzüge eines Rasenplatzes zu schätzen. Der Verfasser dieses Textes weiß, wovon er spricht. Leider war die Errichtung eines zweiten Platzes direkt am Platzhaus am Haferkamp nicht möglich. Lange hatte der Verein dafür gekämpft, aber es gab keine Genehmigung von der Bezirksregierung. So entschieden sich die Mitglieder des Vereins in Ermangelung eines zentral gelegenen Grundstückes, hinter der St. Georg-Grundschule im Binnenfeld den Rasenplatz zu errichten. Dies hatte den Nachteil, dass beide Plätze weit auseinanderlagen und man vom Platzhaus aus sogar die B 9 überqueren musste. Allerdings hatte man dort den Vorteil, dass der Verein auch die Umkleidekabinen der Turnhalle nutzen konnte.
In der Saison 1988/89 konnte der SV noch einmal auf sich aufmerksam machen. Unter der Leitung des Trainers Willi Tüchthuisen gelang der 1. Mannschaft nochmals der Aufstieg in die Bezirksliga. Schlagzeilen wie “Aymans köpfte den BV”, oder “Beem bombte SVN zum Titel” zeigten das Interesse an der Leistung der Mannschaft und ließen noch einmal an die Erfolge früherer Zeiten erinnern. Jedoch war der Erfolg schon im Aufstiegsjahr von Verletzungen begleitet, die mehrere Spieler zur Beendigung ihrer Karriere zwangen. Diesen Ausfall und den Weggang des Sturmtalentes Jürgen Hommers konnte der Verein nicht ersetzen. Schon zum Spiel um die Kreismeisterschaft gegen den SV Veert, das mit 4:1 verloren ging, musste der SV auf eine völlig neue Besetzung zurückgreifen und dies setzte sich auch in der folgenden Bezirksligasaison fort. Auch die größten Bemühungen führten nicht zum Erfolg. Nach einem Jahr in der Bezirksliga stieg man wieder in die Kreisliga A ab.

Die Neunziger – der Rückfall ins sportliche Mittelmaß

Von nun an ging es nicht mehr um die vordersten Tabellenpositionen. Zwar konnte der SV sich zu Beginn der Neunziger noch im oberen Tabellendrittel aufhalten. Immer mehr musste man sich danach aber Richtung Tabellenende orientieren. Im Jahre 1997, ein Jahr vor der Einführung der eingleisigen Kreisliga A, stieg der SV Nütterden wieder in die Kreisliga B ab. Im darauffolgenden Jahr schaffte der Verein unter Trainer Dieter Welbers fast den Wiederaufstieg. Die Einführung der eingleisigen Kreisliga A verhinderte dies. Seither bemüht sich der Verein darum, wieder dorthin aufzusteigen. Momentan ist man davon aber noch weit entfernt.
Zuversichtlich stimmt, dass in den kommenden Jahren einige talentierte Jugendliche zu den Senioren stoßen werden. Ihnen werden die Bemühungen des Vereins gelten.

Alte Herren

Manche behaupten, erst ab hier würde ernsthaft gefußballt werden. Die Altherren nehmen ihre Sache wirklich ernst, das stimmt. Schließlich kennen sie etwas vom Fußballspielen.
Seit wann es die Altherrenmannschaft im SV Nütterden gibt, lässt sich anhand der zur Verfügung stehenden Unterlagen leider nicht nachvollziehen. Aber es gibt sie schon sehr lange, denn als sogenanntes Auffangbecken für die ehemaligen Aktiven erfüllen sie eine wichtige Funktion. Dass die Altherrenspieler aber letztendlich doch nicht alles so ernst nehmen mit ihrem Sport, beweisen die vielen regelmäßig durchgeführten Aktivitäten. Da gibt es Wantertage und Sechstagerennen und Mehrtagesfahrten und, und, und. Geselligkeit wird also groß geschrieben in der Altherrenabteilung. Und dennoch. Der Sport wird doch irgendwie ernst genommen. Das ist auch daran erkennbar, dass man einmal wöchentlich trainiert.

Der SV Nütterden verfügt über einen Aschenplatz samt Platzhaus am Haferkamp und einen Rasenplatz hinter der St. Georg-Grundschule. Das war nicht immer so.
Begonnen hat der Verein auf einem Platz, den der Vereinswirt Wilhelm Vinck zur Verfügung stellte, direkt an der B9 gelegen, gegenüber von Theodor Coenen. Hier wurden die Heimspiele bis zum Kriegsbeginn 1939 ausgetragen. Das Spielfeld wurde fortan von der Wehrmacht zu Kriegszwecken genutzt, der Spielbetrieb eingestellt.

Nach dem Krieg gelang es dem Verein, ein Spielfeld neben der Gastwirtschaft Kersten herzurichten, ebenfalls direkt an der B 9 gelegen. Als Umkleidegelegenheit dienten dafür hergerichtet Räumlichkeiten im hinteren Bereich des Hauses Kersten und in der Schule.

Erst im Jahre 1967 gelang es dem SV, den Aschenplatz am Haferkamp zu errichten. In Erinnerung an den verunglückten Aktiven wurde dieses Spielfeld “Johann Boskamp-Sportstätte” getauft. Doch mit nur einem Aschenplatz war man nicht gerade glücklich. Jeder Fußballer weiß die Vorzüge eines Rasenplatzes zu schätzen und daher keimte auch im SV Nütterden immer die Hoffnung auf ein solches Spielfeld. Doch die Errichtung eines Rasenplatzes war mit großen Schwierigkeiten verbunden. An eine Errichtung direkt neben den vorhandenen Sportstätten war nicht zu denken. Im Jahre 1988 wurde dann nach langen Jahren eifriger Bemühungen ein Rasenplatz hinter der St. Georg-Schule eingeweiht. Für den Verein stellte das ein Problem dar aufgrund der räumlichen Entfernung zwischen Platz und Platzhaus. Aber man war in der Lage, die Umkleidemöglichkeiten der Schule zu nutzen und so entschloss man sich, trotz aller Widrigkeiten den Platz dort zu errichten.
Das Platzhaus wurde im Jubiläumsjahr 2002 renoviert und grosszügig ausgebaut. Das neue zeitgemäße und attraktives Gebäude wurde im Jahr 2003 feierlich eingeweiht. Grossen Anteil an der Umsetzung dieses Bauvorhabens hatte, der im September 2006 plötzlich und unerwartet verstorbene Sportkamerad, Günter Berns.

Der SV Nütterden heute

Der SV 1927 Nütterden e.V. zählt aktuell mehr als 500 Mitglieder. Geleitet wird der über 80 Lenze zählende Verein vom 1. Vorsitzenden Ewald Gertzen und einem sehr aktiven geschäftsführenden Vorstand. Das Vereinsleben des SV Nütterden wird sportlich noch weitestgehend vom Fußball bestimmt. Ergänzt wird das Angebotsspektrum durch eine Gymnastik- und Wanderabteilung. Weitere sportliche Angebote sollen folgen. Eine Vielzahl von ausgebildeten Übungsleitern leisten im Schüler- und Jugendbereich hervorragende Basisarbeit. Über 200 Kindern und Jugendlichen wird mit hohem persönlichem Engagement ein super Freizeitangebot geboten, das weit über den reinen Fußball hinausgeht. Auch im Erwachsenenbereich bietet der SVN ein Angebot für jeden, der sich aktiv dem Fussball widmen möchte. Drei Seniorenmannschaften sowie eine sehr aktive Alt-Herren Mannschaft vertreten den SVN Woche für Woche auf den Fussballplätzen in der Region. Der SVN lädt alle Interessenten, ob aktiv in einer Mannschaft oder als Fan, Ehrenamtler etc. ein, sich dem Verein als Mitglied anzuschließen.

Erfolgsjahre 2009/ 2010

Nachdem im Jahr 2009 mit der B- und A-Jugend unter Trainer Heinz Onstein (B 1) und Joachim Böhmer (A1) die Meistertitel eingefahren wurden, konnte im Jahr 2010 mit der Doppelmeisterschaft der 1. und 2. Mannschaft unter Trainer Markus Hierling und Michael Umbach abermals Vereinsgeschichte geschrieben werden. So stieg die 1. Mannschaft in die A Kreisliga, die Reserve in die B Kreisliga auf. Zudem schaffte die A-Jugend sensationell unter Trainer Joachim Böhmer den Klassenerhalt in der Leistungsklasse.

2015 – Wiederaufstieg der 1. Mannschaft in die Kreisliga A

Nachdem die Erste im Jahr 2012 den bitteren Abstieg in die Kreisliga B hinnehmen musste, konnte 2015 der souveräne Wiederaufstieg gefeiert werden. Unter der Regie von Trainer Joachim Böhmer und Co Trainer Stefan Ruffen wurde der größte Rivale, der SV Bedburg – Hau, zweimal besiegt und die Meisterschaft  verdient nach Nütterden geholt.